Kann mich Deemees 50 Pfennig in weiten Teilen anschließen:
- Uli von EULER-DONNERSPERG in seiner Funktion als WERKBUND-"Sachwalter" fand ich auch ziemlich öde, wenngleich ich diese bewusste Verweigerungshaltung, die er da gestern mal wieder zelebriert hat, doch zum mindesten amüsant finde. Die Lesung hab' ich leider nicht mitbekommen, da wir die Gunst der Stunde zum Bierholen genutzt haben, insofern kann es natürlich nicht
ganz ausgeschlossen werden, dass mir das eigentliche Highlight seiner Darbietung entgangen ist.
- Z'EV fand ich ganz okay, wenn auch ein bisschen sehr trocken & blutarm zu Anfang, gegen Ende steigerte es sich jedoch noch mal ganz ordentlich.
- Den dekonstruktivistischen Aktionismus, den COLUMN ONE vorgeführt haben, fand ich anfangs noch sehr erheiternd, als der "Holzzaun" dann jedoch platt war, gab die Videoeinspielung mit tütenden Autos & Passanten leider nicht mehr genügend her, um den Auftritt insgesamt nicht doch reichlich mau zu finden. Alles in allem 'ne recht billige Art, sich zu präsentieren, find' ich.
- LAST DOMINION LOST waren für mich eins von zwei Highlights des Abends: hier stimmte alles, Optik und Akustik gaben ein rundes, reichlich krankes und nihilistisches Ganzes ab, welches durch seine rohe Intensität vollauf zu begeistern wusste. Im übrigen wette ich, dass John Murphy heute reichlich Muskelkater in der Kauleiste hat, so wie der mit den Kiefern am Mahlen war; der Stoff scheint recht gut gewesen zu sein ... *ggg*
- n'EGAPADRES war in meinen Augen mit Abstand der albernste Quatsch, den ich seit langem gesehen habe. Hier wurde vergeblich versucht, nicht vorhandene Substanz durch billige Schockeffekte zu kompensieren; zudem war die Nummer mit den Schafsköppen auf der Bühne ja wohl
so was von abgenudelt, dass es abgenudelter kaum ging. Den sich verzweifelt möglichst dämonisch gebärdenden Sänger fand ich derart peinlich, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder den Blick einfach fremdschämend abwenden soll: mit dieser dünnen Donald-Duck-Stimme kann man noch so oft "Christos, Christos" oder "Sacrificio, sacrificio" daherdeklamieren und das lichte Haupthaar schütteln, es ändert rein gar nichts an der unfreiwilligen Komik des Gesamteindrucks. Fazit: Uninspiriert, unmotiviert, unoriginell und albern.
- Und schließlich SUTCLIFFE JÜGEND. Was soll man sagen? Das war ein Statement, das an brachialer Gewalt schwerlich zu überbieten war. Pure, rohe Power in Perfektion, einzig Whitehouse haben mir auf dem PE-Sektor live bisher noch ein klein wenig besser gefallen. Mir fehlen die Worte, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Allein dafür hat sich in meinen Augen alles gelohnt. 100 von 100 möglichen Punkten!
Abschließendes Gesamtfazit: Insgesamt war mir die Veranstaltung ein kleines bisschen
zu sehr in die Länge gezogen. Insbesondere, dass es erst gegen neun oder so losging, fand ich angesichts des Umstandes, dass im Vorfeld der mutmaßliche Beginn auf halbsieben, sieben angesetzt wurde, ein kleines bisschen nervig. Jedoch: die Bedingungen sind bisweilen eben unberechenbar und trotzdem muss man ihnen Rechnung tragen, insofern will ich in dieser Hinsicht nicht weiter motzen, sondern mein Verständnis kundtun. Unter'm Strich eine gelungene, vielseitige Veranstaltung, deren Besuch ich nicht ansatzweise bereue. - Kompliment, Lob & Dank an den Veranstalter!
"Der gebildete Mensch hat die Pflicht, intolerant zu sein." - Nicolás Gómez Dávila