Die spinnen, die Technos!

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Beitragvon NoRriX » 03.12.2003 (19:02)

Schmucki hat geschrieben:
Eine Schulfreundin meiner Frau ist Bookerin in Hamburg, die hat sich halbtot gelacht und gemeint, daß den eh keiner wollte und wenn dann könnte er "vielleicht noch auf dem Dorf, und da auch mal grad maximal 600 Euro aufrufen".


OK, dann war ich wohl auf einem veraltetem Stand, ich dachte, dass der Mensch noch relativ erfolgreich wäre.
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Beitragvon <<Azid>> » 03.12.2003 (19:38)

lankin hat geschrieben:@Azid:

Wenn du ein wenig Ahnung von dem, was du Industrialkultur oder auch "subkulturell" nennst, wüsstest du, das es hauptsächlich um den Preis für den Gig ging, denn für 1500? kann man schon ganze Label-events veranstalten, und das eine ganze Nacht lang.


Letztendlich ist es die Sache des Veranstalters, wieviel er für einen Act bezahlen möchte, niemand zwingt ihn dazu, das Spiel mitzumachen. Das ist im kleinen nicht anders als im großen und das widerspricht ja nicht Deiner Idee einer nicht-kommerziellen Clubnacht. Wenn ich Konzerte für OM buche, habe ich auch nicht 1500 EUR in der Portokasse.



Und da liegt wohl des Pudels Kern: Kommerz hin oder her, ich würde auch einen Sven buchen, wenn es halt für 1/4 seines Hauspreises wäre. Der Kommerz kommt ja nicht von unserer Seite, sondern von denen, die solche Forderungen stellen. Logisch, das jeder hier, wenn er eine Party veranstaltet, auch darauf hofft, das etwas hängen bleibt, damit man für die nächste Pleite ein Polster hat, aber eine location für 200 Leute ist eine location für 200 Leute, auch wenn 1000 reinwollen, man kann nicht extra Zwischendecken für den Sven einbauen.
Den Leuten, sprich den Gästen, sitzt das Geld nicht mehr so locker, wie noch vor Jahren...
Der Nachteil des Himmels besteht darin, daß man die gewohnte Gesellschaft vermissen wird.
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Beitragvon vac » 03.12.2003 (19:54)

trotzdem wird das ganze immer noch vom markt bestimmt! wenn niemand 5000eur für sven v. zahlen würde oder könnte, dann würde der gute mann kein geld mehr verdienen und preislich nach und nach runtergehen (müssen). er tuts nicht, also ist der preis nicht zu hoch. man muss ja auch sehen, dass zu einem sven väth nicht nur 200 leute kommen und die technoläden (imo) auch ne ecke größer sind, als der gemeine industrial-schuppen (;)). dazu kommt, dass technoveranstaltungen seit jeher ne ganze ecke teurer sind, als veranstaltungen in unserem bereich. gerade bei solchen großen namen bleibt es nicht bei 5eur eintritt. lass da mal 500 leute kommen die 10eur (keine ahnung ob das zuviel oder zuwenig ist) zahlen: da ist man schon bei 5000eur. dazu noch evtl. getränkeeinnahmen...

was die mayday angeht, ist das ein blöder vergleich. ohne jetzt in der szene zu stecken würde ich vermuten das die djs bei solchen großveranstaltung nicht die welt bekommen. ich meine: das ist doch das aushängeschild für einen dj: war bei x maydays dabei. das garantiert doch praktisch schon ne menge buchungen.

da das ganze aber seit jeher offtopic ist, verschiebe ich das jetzt mal in den streettalk :)
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Beitragvon systemfehler » 04.12.2003 (3:54)

Worueber regt ihr euch eigentlich auf?
Mr. Islam verlangt keine 1500 fuer den Auftritt. Der Startpreis ist 1 Euro gewesen, jemand bietet ihm lediglich so viel Geld. Wo ist da Masslosigkeit oder Groessenwahn?

Eine Schulfreundin meiner Frau ist Bookerin in Hamburg, die hat sich halbtot gelacht und gemeint, daß den eh keiner wollte und wenn dann könnte er "vielleicht noch auf dem Dorf, und da auch mal grad maximal 600 Euro aufrufen".


Anscheinend will jemand dafuer aber 1500 zahlen, eh? Ums nochmal zu wiederholen; nicht weil es gefordert wurde, sondern weil der Kaeufer selbst es geben will.

Ich wuerde darauf wetten, dass manche Leute auch fuer Whitehouse und aehnliches live in ihrem Wohnzimmer/Schlafzimmer soviel bieten wuerden. Wenn man bedenkt, was da alleine schon an Geld fuer eine rare LP/Tape/Socke weggeht, wundert mich gar nichts mehr. Man, diese ganze Kultgeschichte und Irrsinnszahlungen sind doch in diesem Genre enorm.

Bei den sonstigen Veranstaltungen vermute ich mal folgendes:
Techno hat ueberall eine grosse Lobby, Industrial hat keine. Ein Technoclub kann es sich einfach leisten, horrende Gagen fuer Westbam & Co zu zahlen weil es selbst wenn der Club damit miese macht glaenzende Werbung ist und vermutlich bei anderen regelmaessigen Veranstaltungen, die ungefaehr das dreifache an Leuten wie bei einer Industrialveranstaltung ziehen sollten, sich wieder locker ausgleicht. Oder veranstaltet der normale Technoclub jedes Wochenende eine Party mit 3 wirklich grossen Szene-DJS?

Was vac sagte, gilt hier auch: Die Mayday ist fuer den DJ das Aushaengeschild, der DJ ist es fuer den Club.
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Beitragvon lankin » 04.12.2003 (12:00)

@systemfehler:
danke! :)

@schmucki:
>Seien wir froh, daß "unsere" Bands noch nicht das Maß verloren haben.

Glaubst Du das denn wirklich? Ob das Maß stimmt, darüber entscheidet ja rein vom finanziellen Risiko (das vorwiegend allein der Veranstalter trägt) das Verhältnis Gage/Leistung/Besucher, und das kann bei 1500 EUR Gage für einen DJ mit professionellem Set und 1000 Besuchern genauso stimmen, wie es bei einem Industrialact mit 300 EUR Gage und evtl. schlechtem Besucherzuspruch bzw. "Leistung" schon nicht mehr stimmen muß.

Vom Veranstalter wird (zurecht) erwartet, daß er eine ordentliche Location stellt, massiv Werbung fährt und für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Die Ansprüche vieler Bands/Projekte an sich selbst und an die eigene "Gegenleistung" sind da in meiner Beobachtung oftmals (nicht immer!) geringer. Da wird kurz vor dem Termin zusätzliches Equipment gefordert oder der ganze Auftritt offensichtlich ohne vorherige Probe absolviert, soll ein Hotel für fünf Leute gestellt werden, und am Ende stehen nur 2 auf der Bühne. Das finanzielle Risiko trägt dabei meist der Veranstalter allein und des Volkes Zorn richtet sich bei Pannen pauschal an diesen, seltenst an die eigenen "Helden" auf der Bühne. In unserer Szene sind Fixgagen an der Tagesordnung, die Praxis, sich als Künstler durch Eintrittsbeteiligung auch am finanziellen Risiko zu beteiligen, ist nach meiner Erfahrung bei größeren Acts wesentlich verbreiteter.

Ich will keineswegs pauschalisieren: es gibt als Gegenextrem auch die Sorte Künstler, die um des Auftritt willens nur Gage möchte, wenn am Ende in der Kasse "was über bleibt" oder die sogar von sich aus eine Privatunterkunft aus Kostengründen anbietet. Und ebenso gibt es dilletantische Veranstalter, bei denen die Konzertplanung mit dem Drucken der Flyer zur Selbstbeweihräucherung aufhört.

Aber: Konzerte in unserer Szene sind aus Veranstaltersicht nunmal in 90% aller Fälle Draufzahlgeschäfte, die man sich aus purem Idealismus hin und wieder leistet. Das Verhältnis von Aufwand (Technik, Unterbringung, etc.) und erhofftem Ertrag ist im Regelfall wesentlich schlechter als bei einer normalen Tanzveranstaltungen.
I just know, before this is over, I'm gonna need a whole lot of serious therapy. Look at my eye twitchin'.

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