SEKTION B ?Visuelle Propaganda?

[L.White]

SEKTION B ?Visuelle Propaganda? (VHS-Video)
L. White Records LW-V02
Die Videohülle läßt schon nicht viel Schlüsse zu. Eine mit Farbschattierungen überlagerte Person, den Kopf mit einem schwarzweiß karierten Tuch umhüllt und ein Gewehr im Anschlag, ist darauf zu erkennen. Die schon vielfach getane ?ästhetische? Beschäftigung mit dem Terrorismus findet bei SEKTION B eine Fortsetzung. In der ersten Videosequenz weiß man gleich woran man ist. Die Twin Towers des WTC stürzen in sich zusammen. Interessant ist hierbei die Abbildung einer US-Flagge, deren rote Streifen vertikal dargestellt sind, in der Mitte fehlen zwei rote Streifen, man sieht nur noch zwei abgebrochene Stümpfe. Thematisch wandert man bei dem zweiten Titel weiter nach Oklahoma ? City, wo Timothy Mc Veigh 1995 seinen großen Auftritt hatte, in dieses Sequenzen ist ein Liveauftritt der Band auch eingeblendet. Augenscheinlich wird hier die nackte Darstellung des Terrors, ohne Wertungen oder politisch ? motivierte Verzerrungen. Nur das Wort ?Reue? wird ab und zu mal aufgeworfen. In den nächsten Titeln werden zu Propagandazwecken missbrauchte Kinder in Palästina gezeigt, die Steine werfen, überblendet von einem Arafat ? Bild, bei ?Torture And Pain? sieht man wieder blut- und staubüberströmte New Yorker Feuerwehrleute. Ein thematisch andersfarbiges Feld bietet die Sequenz ?Whitelines?. Der Name steht für den Konsum von Kokain, durch das Einblenden von Hanfplantagen und Hanfblättern läßt sich hier über die Ausbeutung der Kokabauern und den daran Verdienenden eine Brücke zum Terrorismus schlagen. Bevor man am Ende noch einmal auf den Al-Kaida - Terrorismus zurückkommt, werden afrikanische Diktatoren als Beispiel für die Spirale von Gewalt und Gegenwart dargestellt, deren Regime natürlich auf terroristische Aktivitäten hervorrufen, die Netzwerke bilden können. Die letzten Sequenzen drehen sich wieder um die Twin Towers und ihre Bedeutung für die Präsenz multinationaler Konzerne. Als letztes Statement leuchtet hier ?organisierte Kriminalität? auf. Lose im Raum stehend fragt man sich hierbei nur, ob damit die Terroristen oder die Konzerne wie WALMART und Mercedes ? Benz gemeint sind. Musikalisch wird auf dem Video Noise der simpleren Gangart geboten, das Material sollte wohl lieber für sich selbst stehen, eine künstlerische Auseinandersetzung fand eher in einem begrenzten Rahmen statt. Handwerklich ist es aber okay. Das Problem ist, das oftmals Bands aus diesem Bereich Terror um seiner Selbstwillendarstellen, hier konnte allerdings davon keine Rede sein.
(C.G.)
BLACK Magazin Ausgabe 35 (Frühling 2004)