Corzar wird legal ?

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Beitragvon Pro-Sexist » 23.06.2006 (16:52)

Genau so überflüssig wie Toroidh, Triarii, Derniere Volonte oder The Protagonist? Warum erfüllt gerade ACOH die Kriterien der überflüssigkeit so glänzend?


Das ist ein Quark - Statement. Derniere Volonte machen nichts, was mich musikalisch anspricht, ich käme aber nicht auf die Idee, den Franzosen einen eigenständigen Stil und tatsächliche Inhalte abzusprechen. Es gab in den 80igern schon einmal ein frz. Projekt, das Stile gemischt hat - SONNTAG (Tiburce/Minamata Projekt), klingt wie La Nomenklatur in Pop Sprache, einmalige Sache - mit frz. Flair - ähnlich bei DV, die diese Military Schiene durch poppige und eingänige Elemente/Melodien erweitert haben. Das hat Stil und (in der "Kunst") Daseinsberechtigung. überhaupt, moralische Fragen um Exitensberechtigung innerhalb der Kunst sind wirklich Zeugnis von Ahnungslosigkeit. Im Club Moral wirst Du nicht willkommen sein. Du ziehst hier Fäden zwischen Bands, die äußerlich vielleicht ähnlich klingen, aber der Teufel steckt eben im Detail. Schau Dir die Unzahl dämlicher ACOH Publikationen an, von der Preispolitik ganz zu schweigen. Und musikalisch ist es schlichtweg ein- und dieselbe Schiene, seit Jahren, auf X Platten gepresst, immer penetranter langweilig und aufgesetzt. Und nimmt man sich mal die Urzeiten der belgischen/holländischen Industrial - Szene, müsste man fast kotzen. Aber das muß nicht durch ACOH heraufbeschworen werden.

Aber, um des lieben Friedens Willen, jeder soll bekommen/erwerben, was er/sie/es verdient. Zur Military Schiene äußere ich mich nicht, die ist ausgelutscht, ebenso wie jede neue "NoiZe" Kapelle und noch überflüssigerererereres Dark Ambient Projekt. Erstaunlich, wie man Bewegung durch überfluß und Massenveröffentlichungen (Menge an Projekten) erreichen kann, obwohl nahezu alles hoffnungsloser Stagnation verfallen ist. Das Gute ist, dass dies der Anfang vom Ende ist, das Gesundschrumpfen, die berühmte Weizen-vom-Spreu-Trennung. Und bitte keine moralischen Vorwürfe mehr, wir reden ja immer noch von Musik.

Habe die Ehre.
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Beitragvon Adolf von Nazareth » 23.06.2006 (18:47)

Ich denke, Du hast hier etwas in die falsche Röhre bekommen. :wink:
Ich bin weder ein ACOH Fan, noch kenne ich alle Veröffentlichungen. Daher wollte ich lediglich ein paar nachvollziehbare und durch Details belegte Argumente hören, warum Dir gerade diese Band so überflüssig erscheint. Stattdessen wirfst Du neben dem bereits erwähnten "überflüssig" den Begriff "dämlich" in die Diskussion, der mir auch nicht weiter hilft, mir ein genaueres Bild über ACOH zu machen. Sind die Arrangements billig, die Instrumentierung fade, die Tonträgerbeigaben dubios, das Auftreten zweifelhaft?
Gut, Du schreibst was von langweilig, aufgesetzt und Preispolitik. Damit kann ich was anfangen.
Die anderen Bands hatte ich nur erwähnt, da sie für mich ähnlich klingen, wie das, was ich von ACOH kenne und diese Projekte haben auch nicht gerade das Rad neu erfunden. Geht man danach, sind wohl 50% der Neuveröffentlichungen im erweiterten Industrialbereich überflüssig. Den Moralbegriff hast nur Du allein ins Spiel gebracht. :wink:
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Beitragvon white room » 23.06.2006 (19:22)

Pro-Sexist hat geschrieben: ACOH hats zu einer der überflüssigsten Bands geschafft.

Aber sowas kauft, wer schlichtweg keine Ahnung hat. .


Komisch, dass es auch andere Ansichten gibt. Sonst gäbs keine Nachfrage nach ACOH-Medien - und wo keine Nachfrage... kein Angebot. Ganz überflüssig scheinen die nun doch nicht zu sein - mal ganz allgemein...
ATROX - OUT NOW:

"BLUT AN DEN HÄNDEN" - BOX 2MCD in G3-Magazin.

ATROX - "Skulptur" CDR / Ambient-Tracks zu Phobos 3

20 Jahre ATROX
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http://www.stoefi.de (atrox)
http://www.myspace.com/atroxindustrial
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Beitragvon weinsi » 23.06.2006 (19:40)

Das Jemand ACOH überflüssig findet ist ok ... ist ja alles geschmacksache
aber deshalb gleich jemand als ahnunglos hinzustellen .....
Ich mag ACOH zumindestens einige Sachen... :oops:
Muss ich mich jetzt schämen? :roll:
Werde diese Lp aber trotzdem nicht kaufen hab ich ja auch weiter oben schon mal gesagt :lol:
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Beitragvon Pro-Sexist » 23.06.2006 (20:52)

Muss ich mich jetzt schämen?


Ja! :wink:

Nein, es ist nicht alles Geschmackssache, sondern Bildungssache. Und zwischen Objektivität, Subjektivität, Intersubjektivität liegen Welten. Bei Musik rede ich gern von einem objektiven Blickwinkel aus.


Zum Thema:

Es geht doch nicht um subjektiven Geschmack, der ist sowieso unbestreitbar. Viel eher wohl darum, "wie" und "warum" jemand etwas tut, komponiert, bastelt - also Reflexion, Entwicklung, Freigeist, Freiheit. Anders formuliert, Wenn ich mich als Rezipient nicht für den Background einer Sache interessiere, kann ich keinen wirklichen Zugang zur Musik entwickeln - und umgekehrt. "Noize" und andere illustre atonale oder düstere Klangwelten mögen durchaus einen Reiz haben, der auf technische Herangehensweise, Spass am "Basteln", Limitierungen und Seltenheit aufbaut, aber das ist nicht der Kern der Sache: Was wären Whitehouse ohne ihre bekloppten Texte und pissig albernen Live Auftritte, was GO ohne ihren krassen Kosmos in Sachen mehrdeutiger Texte/Titel, was TG ohne ihre definierte Herleitung des Begriffes Industrial (Verdrängungsmechanismen, Untergangsstimmung, Medienfaschismus), SPK und die Auseinandersetzung mit Psyche/Krankheit, Maurizio Bianchi mit seinen Wurzeln in der Musique Konkret, Minamata ohne den Background der japanischen Umweltzerstörung, Etat Brut und die World War III Stimmung...? Vom italienischen/russischen Futurismus bis zur konkreten Musik, Wiener Aktionismus - alles was musikalisch atonal bis lärmig war - gab es richtige Philosophie und Ideenreichtum - Musik als Mittel zum Zweck, als Träger von Ideen - quasi eine Art Zweckentfremdung - Krach (Musik) dient, wachzurütteln, anzuecken, aus der Lethargie zu reißen - dahinter stehen die Ideen, die "künstlerische" Reflexion, Aktion, Provokation usw. usw. Das ist Industrial Culture. Und dafür sollten sich Leute mal wieder interessieren, daher der kurze Ausflug, aber um zurück zum Thema zu kommen: Was hat Cozar, ACOH damit zu tun?

Nichts.

Da gehts um das Verkaufen bloßen Images, alle wollen Geld verdienen und selbst die blödesten Livemitschnitte sind noch sauer Euronen wert. Umgekehrte Kreuze schocken heute nicht mehr, lang schon von VIVA und MTV adaptiert und vermarktet. Da ist ein wenig Feindsenderpropaganda, Hitlersample und subtile Nazi Ästhetik ein anderes Kaliber. Wenn auch nur zum Spiel. Immerhin. Und um damit auf White Room einzugehen, "viele Anhänger" sind kein Beleg für irgendwas, im Gegenteil, es ist nahezu verdächtig. Sex sells, Money talks, Nazis rock - das wird der neue Slogan sein. Die Kids und Spätadoleszenzer kaufen den Kram, weils schlichtweg eine neue Tabugrenze durchbricht. Wenn auch sehr oberflächlich und spielerisch, haben andere viel besser gemacht. Und auf diesem Low Level Niveau publizieren ACOH Leute, musikalisch/inhaltlich schlecht, passend für ein (durchaus größeres) Publikum, die genau diesen Anspruch haben. Shocking moments, Wanna-Be-Nazis (aber eigentlich unpolitisch) und weiß der Geier, wieso man sowas kauft. Aber jedem nach seinen Maß, ich verurteile in dem Sinne ja niemanden, im Gegensatz zum Staat halte ich Dummheit für unstrafbar und Unwissen für durchaus legitim. Es zeigt halt nur, wie dünn das Eis heute ist - es wird lieber über Labelpolitik und Limitierungen als Inhalte diskutiert ( in max. 3 Zeilern), dazu Cozar und ACOH als Beispiele - da verliere ich schon wieder den Glauben an die krachige Sache. Sei es drum, viel Spass den Cozar - Käufern :D

Nachtrag:

Achja, paar Drumloops mit Distortions (habe keine Ahnung von der Materie), Flächensounds und integrierte Hitler-/Filmsamples sind eben noch keine Musik mit Inhalt. Blödsinnig, leichtsinnig, unsinnig. Die ACOH Auseinandersetzung mit dem dt. Tabuthema "Untergang der Wilhelm Gustloff" war wirklich dünn, dagegen war Günther Grass mit "Im Krebsgang" wirklich spannend. Ach was red ich :roll:
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Beitragvon nihil » 23.06.2006 (23:00)

Verkaufszahlen sind meiner meinung nach kein indikator für die qualität der musik, bzw. deren inhalt. wenn wir von der wilhelm gustloff cd sprechen mus ich ganz ehrlich sagen das ich die aufbereitung dieses themas auch eher als sehr dünn empfinde, und auch nicht wirklich herausragende qualitäten feststellen konnte aber das ist in dem fall eigentlich doch vollkommen egal, weil auf der anderen seite leiche rustikal in meinen augen eigentlich hochwertige musiken produziert.
was mich an dieser ganzen masche nur stört ist die abzockerei und da ist es mir super egal ob das jetzt jemand aus russland macht oder aus deutschland.
ich frage mich nur wo hier der viel gepriesene "Idealismus" bleibt und finde diese geld aus der tasche zieherei einfach ziemlich arg zum kotzen. das löst nämlich das eigentliche problem absolut gar nicht... solange irgedendetwas limitiert ist wird es doch alleine der limitierung wegen gekauft und nicht wegen dem inhalt.. daher finde ich wie gesagt den ansatz von den arafnas gut indem sie einfach die limitierung aufheben und somit das augenmerk eher auf den inhalt als auf die verpackung und stückzahl fällt.
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Beitragvon weinsi » 24.06.2006 (15:04)

Ja mein lieber Pro-Sexiest da hast Du es mir ja jetzt richtig gegeben mit Deiner(ein)bildung :wink:
Aber der Reihe nach:
1. Fresse ich durchaus nicht alles Kritiklos an Musik in mich hinein. Ich beschäftige mich durchaus auch mit den Hintergründen und das schon ziemlich lange..
2. Ich greife jetzt mal 2 Beispiele raus:
Whitehouse und für die Wiener den Herrmann Nitsch
Wenn mans genau nimmt machen beide seit über 20 Jahren schon das Gleiche und haben sich im Prinzip keinen millimeter weiterentwickelt.Das kann man Konzept Philosophie oder einfach Einfallslosikeit nennen .Wie Du siehst ganz "Objektiv"beiden kann man auch durchaus auch billige Effekthascherei vorwerfen(nicht ganz zu unrecht wie ich finde)
Aus diesem Blickwinkel betrachtet sind sie gar nicht soweit weg von ACOH wie Du vielleicht denkst.Es ist eben Doch eine Frage des Blickwinkels oder des Geschmacks je nach dem.
Aber mir gehts nicht um ACOH oder Whitehouse...
Mich nervt hier etwas Deine Haltung,wie gesagt es ist völlig ok für mich wenn Du irgendwelche Projekte Gruppen oder ganze Musikrichtungen nicht magst das ist schlieslich Geschmacksache.Was ich nicht in Ordnung finde das Du offensichtlich jeden der Dir hier nicht folgen will als Bildungslosen Ahnunglosen Trottel hinstellst :!: So kommts jedenfalls bei mir an,das ist ne ziemlich Arrogante Haltung :wink: Also komm vom hohen Roß runter und seh die Sache etwas weniger vebissen,vielleicht hast Du dann ja auch wieder mehr Spass :wink:
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Beitragvon And242 » 24.06.2006 (16:45)

nihil hat geschrieben:...solange irgedendetwas limitiert ist wird es doch alleine der limitierung wegen gekauft und nicht wegen dem inhalt.. daher finde ich wie gesagt den ansatz von den arafnas gut indem sie einfach die limitierung aufheben und somit das augenmerk eher auf den inhalt als auf die verpackung und stückzahl fällt.

:!: Du sprichst mir aus der Seele :!:
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Beitragvon weinsi » 24.06.2006 (16:53)

And242 hat geschrieben:
nihil hat geschrieben:...solange irgedendetwas limitiert ist wird es doch alleine der limitierung wegen gekauft und nicht wegen dem inhalt.. daher finde ich wie gesagt den ansatz von den arafnas gut indem sie einfach die limitierung aufheben und somit das augenmerk eher auf den inhalt als auf die verpackung und stückzahl fällt.

:!: Du sprichst mir aus der Seele :!:

Ja das würde ich auch so unterschreiben :!:
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Beitragvon Pro-Sexist » 24.06.2006 (21:06)

Lieber Weinsi,

Deine Worte in Ehren, aber Vorwürfe in Sachen Arroganz und Einbildung sind angesichts meiner Stellungnahme wirklich fehl am Platz. Ich weiß, daß man inzwischen Wissen mit Einbildung gleichsetzt und Nichtwissen auf Geschmack hin relativiert. Das ist alles legitim und ich unterstreiche sogar das Motto "Jedem das seine", aber bitte nicht mit aus der Luft gegriffene Worthülsen umherschießen. Ich glaube kaum, je behauptet zu haben, der Weisheit letzter Schluß zu sein oder aber Schiedsrichter in Sachen "legitime Kapelle" oder gegenteiliges zu sein. Nichtsdestotrotz, ich lasse mir bestimmt nicht meine eigene Haltung madig reden, nur weil meine Tonart/Auffassung nicht dem allgemeinen "Zeitgeist" (etwas übertrieben, okai) entspricht. Meine Worte bezüglich Cozar und ACOH sind auch allgemeiner Natur, ich weiß nicht, wieso Du das auf Dich persönlich projezierst. Außer natürlich, daß getroffene Hunde bellen, das mußt Du natürlich besser wissen. Deine Aussage bezüglich Whitehouse stimmt schon verdriesslich. Wenn Whitehouse in Deinen Augen eine xbelibige Kapelle mit 0Wert ist, brauchen wir nicht weiter zu reden, denn Whitehouse ist eine DER Kapellen überhaupt - nur wenige können auf ein so umfangreiches und dichtes Schaffen (innerhalb der Industrial Kultur) zurückblicken, wie Bennett & Co - von Come über Come Org. zu all den Nebenprojekten, Veranstaltungen, Whitehouse, Susan Lawly usw. usw. Du Du schreibst mir, die könnte man als ideenlos und fast schon langweilig bezeichnen? Dann hast Du nie Whitehouse angehört oder Dich mit den Akteuren selbst beschäftigt. Unterstelle ich Dir, weil ich nämlich ganz locker und unverkrampft bin. Noch einmal, es geht nur um Musik, also fühle Dich nicht persönlich angegriffen. Ich unterstelle Dir keine Kritiklosigkeit oder dergleichen, aber statt zu lamentieren wäre mir eine ordentliche/inhaltliche Diskussionsfortsetzung wirklich lieber. Bin auch offen für eine positive Bewertung einer ACOH Platte, bloß muß das eben mehr sein als "mir gefällts halt" - ich mag Torri Amos und Jennifer Rush auch, aber das sagt nun wirklich nichts aus...

Bin gespannt!
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Beitragvon weinsi » 24.06.2006 (22:18)

PUUHHH
Ok mein lieber Pro-Sexiest neue Runde:
Thema Whitehouse:
Sie haben seit mehr als 20 jahren die gleichen Themen als da sind:Sexuelle Perversionen-Massenmörder -3 Reich etc..
Wenn man so will die ganzen Typischen Industrial Klischees das trifft aber wohl 99% der Industrialgruppen zu.Ihr Sound hat sich wohl auch nicht wirklich in den Letzten 20 Jahren sonderlich verändert.Vergleiche sie mal eben mit der Bandbreite von Throbbing Gristle oder SPK MB etc
Nein ich halte Whitehouse deshalb noch lange nicht für überflüssig mag die Truppe sogar.. Nur Innovativ ist halt was anderes .Du hattest sie ja als Beispiel erwähnt und ich wollte Dir nur zeigen das da auch ne andere Sichtweise möglich ist und die ist durchaus berechtigt.Ich finde es bezeichnend das Du mir schreibst das Du jede weitere Disskussion ablehnst wenn ich Whitehouse für langweilig halte.Tue ich nicht aber ich halte sie aber für überbewertet.Da haben mir SPK Throbbing Gristle MB und viele andere weitaus mehr zu sagen.
Du schreibst Du hättest mich nicht persönlich angegfiffen Naja ich zitier mal deine Replik von weiter oben:

" Nein es ist nicht alles Geschmacksache,sondern Bildungsache"
Ich hab das jetzt einfach mal so aufgefasst das Du den Höhrern von ACOH mangelnde Bildung oder Ahnung unterstellst korrigier mich bitte wenn ich da falsch liege :wink:
Das hab ich Dir eben als etwas arrogant ausgelegt(Nur ein bischen )
Ansonsten gehe ich mit Deiner Auffassung was Corzar angeht durchaus konform.
Tja was ACOH angeht ..tut mir leid ich kann Dir da eben nur sagen das mir eben ihre Musik teilweise gefällt,ich bin mir durchaus bewusst das auch sie nicht sonderlich innovativ sind weder im Sound noch bei ihren Themen. Ich nehme eine Gruppe halt zuerst über ihre Musik war und dann erst über ihre Inhalte ist halt wie ich schon sagte ein anderer Blickwinkel als Deiner aber ich denke der ist genauso berechtigt! :wink: übrigens Jennifer Rush mag ich nicht dafür aber die Cocteu Twins :lol:
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Beitragvon Pro-Sexist » 24.06.2006 (23:48)

Ha! Dazu fällt mir Sterneck ein, ehe wir nur Oberflächen kratzen:

www.sterneck.net:

DIE VERDRÄNGTE WIRKLICHKEIT
- DIE INDUSTRIAL CULTURE -

- Antonin Artaud und die Verdrängung -
- Bewusstsein und Information -
- Kunst und Aktion -
- Throbbing Gristle und die Todeskultur -
- S.P.K. und die psychische Veränderung -
- Adolf Wölfli und die Musique Brut -
- Rückschritt und Entwicklung -

Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich tabuisierten Themen wie Perversion, Gewalt und Tod gehörte zu den wesentlichen Merkmalen der Industrial Culture, die Ende der siebziger Jahre als avantgardistische Strömung gezielt vorgegebene künstlerische Grenzen durchbrach. Die Darstellung einer verdrängten Wirklichkeit wurde als Teil einer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen wie auch mit inneren psychischen Strukturen verstanden, die sich letztlich gegen die systemtragenden Mechanismen der medialen Manipulation von Bewusstsein und Bedürfnissen richtete.

ANTONIN ARTAUD UND DIE VERDRÄNGUNG

Die Bands der Industrial Culture arbeiteten im Rahmen ihrer Musik und Bühnenshows, wie auch in ihren Texten und Erklärungen durchgängig mit gezielt provokativen und schockierenden Elementen. Dabei ließen die MusikerInnen kaum ein Tabu aus, das Spektrum reichte von psychischen Abnormalitäten, Folterszenen, Sezierungen von Leichen, Hinrichtungen und Serienmorden bis zu extremen Sexualpraktiken, körperlichen Modifikationen und Tierversuchen. Auch wenn die Mittel in ihrerer Radikalität eine neue Etappe bildeten, so lassen sich konzeptionell Parallelen zu einer Reihe von experimentellen Strömungen des 20. Jahrhunderts erkennen.

Auffallend sind vor allem die inhaltlichen überschneidungen zu dem von Antonin Artaud entwickelten Théâtre de la cruauté, dem Theater der Grausamkeit. Artaud zufolge kann das Theater ?erst dann wieder es selbst werden, wenn es dem Zuschauer der Wahrheit entsprechende Traumniederschläge liefert, in denen sich sein Hang zum Verbrechen, seine erotischen Besessenheiten, seine Wildheit, seine Trugbilder, sein utopischer Sinn für das Leben und die Dinge, ja sogar sein Kannibalismus auf einer nicht bloß angenommenen und trügerischen, sondern inneren Ebene Luft machen. Das Theater muss durch alle Mittel ein Infragestellen nicht nur aller Aspekte der objektiven Außenwelt, sondern auch der inneren Welt erstreben.?(1) Es bedarf nur eines Austausches des Begriffs des Theaters mit dem der Musik und die Ausführungen entsprächen einer charakteristischen Beschreibung des Selbstverständnisses einer Industrialband.

Im Rahmen seines wegweisenden programmatischen Manifests über die Aufgaben des zeitgenössischen Theaters äußerte sich Artaud auch konkret zu seinen Vorstellungen einer entsprechenden Musik: ?Außerdem regt die Notwendigkeit, durch die Organe direkt und nachhaltig auf die Sensibilität einzuwirken vom klanglichen Gesichtspunkt aus zur Suche nach völlig ungewohnten Klangeigenschaften und Klangschwingungen an, nach Eigenschaften, die den jetzigen Musikinstrumenten abgehen und die zum Rückgriff auf alte, vergessene oder zur Erschaffung neuer Instrumente zwingen. Sie zwingen auch dazu, außerhalb der Musik nach Instrumenten und Geräten zu suchen, die neuen Umfang der Oktave erzielen, sowie unerträgliche Klänge oder Geräusche hervorbringen könnten, die einen verrückt machen.?(2)

BEWUSSTSEIN UND INFORMATION

Wie bei Artauds Théâtre de la cruauté gehörte auch innerhalb der Industrial Culture die Suche nach neuen Ausdrucksformen zur prägenden Grundlage. Ausgang war dabei das Ziel einer Wiederbelebung unterdrückter und verdrängter Empfindungen bzw. die unterschwellig unablässig gegebene Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft. Wegweisenden Projekten wie Throbbing Gristle, S.P.K. und Cabaret Voltaire war gemeinsam, dass ?gräßliche, entsetzliche, wahnhafte und ungerechte Dinge aus einem Blickwinkel des schwarzen Humors angegangen werden und die Werte, Normen und Inhalte von einer perversen, anarchischen Natur ausgehen, die auf einer Post-Holocaust-Moral basiert.?(3) Ihrem Verständnis zufolge sind die Darstellungen von Gewalt, Zerstörung und Tod längst in Nachrichtensendungen genauso wie in Spielfilmen als Instrumente einer scheinbar allgegenwärtigen Bewusstseinsindustrie zu einer Normalität geworden, die bei regelmäßiger Betrachtung kaum noch eine Gefühlsregung bewirkt. Durch die ständige und oftmals völlig unreflektierte mediale Darstellung erscheint Gewalt verfremdet und wird in ihrer Negativität nicht mehr nachvollzogen, wie auch die gesellschaftlichen Ursachen kaum in Frage gestellt und angegangen werden. Die Industrial Culture versuchte diesen Zustand der Verdrängung aufzubrechen, indem sie aus den Rahmen der ansonsten tolerierten Formen der Darstellung heraustrat. ?Was wir tun, ist Gewalt wieder in ihrem eigenen Kontext zu zeigen. Mit all ihren Schrecken. Dann wird es ungemütlich. Sie ist nicht mehr etwas, über das man sich nebenbei bei einer Tasse Kaffee unterhalten kann.?(4)

Gezielt wurden bei den entsprechenden Auftritten und Veröffentlichungen die Grenzen des vorgeblich guten Geschmacks immer wieder überschritten. Im Grunde ist jedoch nicht die Aufführung von Filmen, die Gewalt und Zerstörung uneingeschränkt zeigen, geschmacklos, sondern die Tatsache, dass diese Erscheinungen in den verschiedensten Formen ein zwangsläufiges Produkt der bestehenden Gesellschaftsordnung sind und diese Tatsache gezielt verdrängt wird. Letztlich gibt es keine Begrifflichkeit, die beispielsweise das Verhältnis zwischen einem Werbespot für Hundefutter und verhungernden Kindern in den ausgebeuteten Ländern der sogenannten Dritten Welt ausdrückt. Kein Film und kein Musikstück kann dabei geschmackloser sein als die alltägliche Realität.

Auch wenn die vorrangige Ausdrucksform der Industrial Culture eine musikalische war, so verwiesen insbesondere die Mitglieder von Throbbing Gristle auf den übergreifenden Kontext ihrer Veröffentlichungen und Konzerte: ?Wir sind nicht an der Musik als solcher interessiert, wir interessieren uns für Informationen. Die Macht über diese Welt liegt im Grunde in den Händen derjenigen, die Zugang zur größtmöglichen Information haben und diese Information kontrollieren. All die Paranoia, die durch Politik ausgelöst wird, resultiert fast ausschließlich aus der Frage, was denn nun wirklich abläuft, was geheim bleibt, worüber man uns nichts sagt...?(5)

Der innerhalb der Industrial Culture angestrebte Prozess der überwindung von verinnerlichten repressiven Strukturen als Teil eines ?Krieges um Information?(6), der letztlich die Frage nach der Kontrolle von Bewusstsein und Bedürfnissen einschließt, läßt sich dabei in drei Phasen unterteilen. Die erste Phase ist bestimmt von Elementen der Konfrontation, wobei entsprechende Texte, Sounds, Motive und Filme gezielt provozierend und schockierend eingesetzt werden. Sie erhalten dadurch den Charakter einer unterdrückten Information, die nun zugänglich gemacht wird. Dabei steht jedoch nicht nur die Verbreitung des Inhalts dieser Information im Vordergrund, sondern insbesondere der weitgehend abgestumpfte Mechanismus der Wahrnehmung. Diese Abstumpfung soll über eine direkte, besonders extreme Konfrontation mit der verdrängten Wirklichkeit in all ihren grausamen, ekelerregenden und unmenschlichen, aber gleichermaßen alltäglichen Auswüchsen emotional aufgebrochen werden. Dieser Aufbruch von Mustern des Denkens und Fühlens markiert die zweite Phase. Das Aufzeigen von zuvor nicht wahrgenommenen Aspekten der Realität führt dabei zu einer Dekodierung des gesellschaftlich vorgegebenen manipulierten Bildes der Wirklichkeit. Darin wiederum wurzelt eine befreiende Veränderung des Bewusstseins als dritte und abschließende Phase dieses Prozeßes als Grundlage einer weiterführenden individuellen Entwicklung bzw. als eine Voraussetzung gesellschaftlicher Veränderung.

KUNST UND AKTION

Schon innerhalb der Performance-Kultur wurde in den späten sechziger Jahren bei vielen KünstlerInnen eine Tendenz zur Auseinandersetzungen mit extremen Ausdrucksformen deutlich verstärkt sichtbar. Die Performance als theatralisch-symbolhafte Kunstform hatte sich aus dem von John Cage inspirierten Happening entwickelt, war aber stärker inhaltlich ausgerichtet und verzichtete auf die Einbeziehung des Publikums. Zu den provozierensten Performance-Projekten gehörte die 1969 in London gegründete Gruppe Coum Transmissions zu der Cosey Fanni Tutti, Genesis P-Orridge und später auch Peter Sleazy Christopherson gehörten. Die Vorführungen der Gruppe waren gleichermaßen eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Selbstvermarktung im Rahmen gezielt schockierender Aktionen wie auch eine Auseinandersetzung mit den eigenen inneren Grenzen. ?Wir erforschten unsere eigenen Neurosen und stellten sie in der Öffentlichkeit dar.?(7)

So verspritzten während einer beispielhaften Performance in einer Kunstgalerie in New York die nackt auftretenden P-Orridge und Tutti ein Gemisch aus Blut, Milch und Urin im Raum, um es danach vom Betonboden wieder aufzulecken. Auch das in Folge Erbrochene nahmen beide wieder zu sich. Bei einem anderen Auftritt wurden Musikstücke von Charles Manson abgespielt, die von cut-up-artigen Geräuschcollagen unterbrochen wurden. P-Orridge war an ein Kreuz gebunden und wurde ausgepeitscht. Tutti steckte sich währenddessen eine brennende Kerze in die Vagina. Später bespuckten sich die Coum Mitglieder und leckten sich dann gegenseitig den Körper und dabei insbesondere die Genitalien ab.

Die Aufführungen von Coum standen in der Tradition des Wiener Aktionismus, dessen Vertreter im Laufe der sechziger Jahren durch ihre Aktionen und Manifeste die gesellschaftlichen Normen und speziell die sexuellen und religiösen Tabus aufbrechen wollten. Darüber hinaus sollten über eine Freisetzung unterdrückter Gefühle neue Entfaltungsmöglichkeiten eröffnet werden. Als eine bewusst mit extremen Ausdrucksformen arbeitende Randerscheinung der Kunstszene wurde der Wiener Aktionismus in den sechziger Jahre vehement angegriffen. Inzwischen ist er jedoch längst als anerkannte Strömung in den Museen moderner Kunst vertreten. Otto Mühl, einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Aktionismus, löste sich Anfang der siebziger Jahre von der Kunstszene und versuchte im Rahmen der von ihm gegründeten AA-Kommune verschiedene Vorstellungen eines befreiten Lebens bzw. eine wirkliche Einheit zwischen Kunst und Leben zu verwirklichen. ?Wir leben hier in einem Kunstwerk, das sich von aller bisherigen Kunst dadurch unterscheidet, dass es eine wirklich revolutionäre Kunst ist, denn diese Kunst lebt tatsächlich. Es ist das erste lebende Kunstwerk der Welt überhaupt.?(8) Die Kommune scheiterte aber letztlich insbesondere an der patriarchalen Führungsrolle Mühls, die entgegen der theoretischen Ansprüche unangetastet blieb.

THROBBING GRISTLE UND DIE TODESKULTUR

Throbbing Gristle entstand als ein Nachfolgeprojekt von Coum Transmissions. Erstmals trat die Gruppe um Genesis P-Orridge zur Eröffnung einer Ausstellung im Institute of Contemporary Arts in London auf, die unter dem Titel ?Prostitution? die Geschichte Coums zusammenfaßte. Da es der Gruppe im Vorfeld gelungen war, die Ausstellung als experimentelles Kulturprojekt staatlich fördern zu lassen, griff in Folge insbesondere die Boulevardpresse und einige konservative PolitikerInnen die angebliche Subvention von Obszönitäten scharf an. Ganz im Sinne von Throbbing Gristle wurde dadurch ein kontroverses Image etabliert und gleichzeitig die die Popularität der Gruppe zu gesteigert. Die KünstlerInnen erweiterten die Ausstellung fast täglich indem sie die neu erschienenen Artikel einbezogen.

Ein wesentlicher Faktor für das große öffentliche Interesse war die Tätigkeit des Throbbing-Gristle-Mitglieds Cosey Fanni Tutti als Modell für pornographische Zeitschriften und die Ausstellung entsprechender Fotos. Deutlich zum Ausdruck kam dabei einmal mehr die Widersprüchlichkeit der bürgerlichen Moralvorstellungen bzw. der wortführenden Medien, welche einerseits die Nacktfotos aus dem inhaltlichen Zusammenhang der Ausstellung rissen und verurteilten, andererseits aber gleichzeitig beständig frauenverachtende Berichte, Anzeigen und Fotos veröffentlichen. Tutti setzte sich selbst mehrfach in unterschiedlicher Form mit der Pornoindustrie, den damit verbundenen Zusammenhängen und ihrer eigenen Person auseinander. Unter anderem zeigte sie in einer Ausstellung selbstaufgenommene Fotos auf denen sie leichtbekleidet oder nackt zu sehen war. Während in den Pornozeitschriften die Frau zum Objekt gemacht wird und sich ihre Darstellung nach den Bedürfnissen der männlichen Käufer richtet, bestimmte Tutti auf diesen Fotos selbst über ihre Haltung, ihre Tätigkeit und ihren Ausdruck. Sie nahm sich dabei ihre Identität zurück und wurde zum über sich selbst bestimmenden Subjekt.

1976 gründeten Throbbing Gristle unter dem Motto ?Industrial music for industrial people? das Label Industrial Records, welches musikalisch und inhaltlich wegweisend für die Industrial Culture wurde. Bei der Betonung des Einflusses der Band wird jedoch oft unterschlagen, dass eine musikalische Entwicklung immer eine Folge der bestehenden gesellschaftlichen Bedingungen ist. So entsprach auch die Industrial Culture einer Zeitströmung die in unterschiedlicher Form einen Ausdruck fand. Charakteristisch für die Veröffentlichungen der auf Industrial Records veröffentlichten Bands und insbesondere für die frühen Aufnahmen von Throbbing Gristle waren elektronische, verzerrte Grundrhythmen und Geräuschcollagen. Mehrfach wurden dokumentarische Aufnahmen in den Stücken wiedergegeben. Als erste Veröffentlichung von Throbbing Gristle erschien ?The second annual report of Throbbing Gristle? in einer Erstauflage von 785 Stück. Die Aufnahmequalität der LP, die später mehrfach wiederveröffentlicht wurde, war vergleichsweise schlecht, bestärkte aber die betont bedrohliche Atmosphäre.

Die Texte des Reports bezogen sich insbesondere auf das Verhältnis von psychischen Abnormalitäten und Gewalt. So wurde beispielsweise in ?Slug Bait? die Originalaufnahme eines Gesprächs zwischen einem Psychiater und einem jugendlichen Serienmörder dokumentiert und mit Musik unterlegt. In einer anderen Version von ?Slug Bait? wurden die Beschreibungen des Ritualmords an der Schauspielerin Sharon Tate und eines äußerst sadistischen überfalls auf ein Ehepaar in Rhodesien textlich miteinander verbunden und verfremdet wiedergegeben. ?Slug bait. Can?t wait. I crawl up the grass to your window and then open your room very slow. I walk into your bedroom. Then I look at you with your seven months pregnant womb. Slug bait. Can?t, can?t wait. I get your husband to your front bedroom. I cut his balls off with my knife. I make him eat them right there. Slug bait. Can?t wait. I look at your heavy stomach. It?s already moving a little bit with your baby. I use the carving knife from your kitchen. I start to perform the operation. You say: No, no don?t do that! I say: I don?t give a cats whiskers. Slug bait. Can?t wait. I pull out your baby. I chew his hand off with my teeth. I lick him clean. It?s obscene. As you bleed to death I kill it. I?m just a wicked boy. Slug bait. Can?t, can?t wait. (...).?(9)

Derartige Textpassagen von Throbbing Gristle wie auch ein zum Teil unterschwelliger Zynismus wurzelten letztlich in einer Verzweiflung gegenüber der scheinbaren Unfähigkeit der Menschen friedlich zusammenzuleben. Deutlich zum Ausdruck kam diese Haltung in dem Text von ?Can the world be as sad as it seems??, in dem von einer Menschheit gesprochen wird, die sich durch Kriege und Umweltzerstörungen einem selbstverschuldeten Untergang entgegenbewegt, eine Rettung aber deshalb auch nicht verdient. Derartige Beschreibungen ignorierten allerdings die veränderbaren systembedingten Zusammenhänge, die zu derartigen Entwicklungen führen, wie auch viele andere Texte oder die auf den Konzerten gezeigten Filme nur begrenzt direkt Ursachen aufzeigten, sondern in ihrer eigentlichen gesellschaftskritischen Aussage nur im Gesamtkontext der Industrial Culture zu verstehen ist.

Anfang der achtziger Jahre schlugen die Mitglieder von Throbbing Gristle neue Wege ein. Cosey Fanni Tutti und Chris Carter veröffentlichten unter dem Namen Chris & Cosey mehrere vergleichsweise eingängige LPs, während sich P-Orridge auf das Projekt Psychic TV und Peter Sleazy Christopherson später auf die Band Coil konzentrierte. Unter der Bezeichnung Temple Ov Psychick Youth initiierte P-Orridge auch einen mit Psychic TV verbundenen kulthaften Zusammenschluß zu dessen essentiellen Zielen der Aufbau eines Netzwerkes gehörte, welches sich dem eigenen Verständnis zufolge der Entmystifizierung von Magie und der Verbreitung von Information widmet. ?Durch den gemeinsamen Austausch bildete sich eine Grauzone zwischen den Polaritäten in der sich für die Teilhabenden eine grenzüberschreitende Wahrheit kristallisierte. Gradwandelnd fusionierten wir Vergangenheit und Zukunft, Wildnis und Zivilisation, Spirit und Technologie, Magie und Wissenschaft.?(10)

S.P.K. UND DIE PSYCHISCHE VERÄNDERUNG

Zu den ersten Bands, deren Aufnahmen auf Industrial Records veröffentlicht wurden, gehörte S.P.K. Die drei Buchstaben wurden in den ersten Jahren mit fast jeder neuen Veröffentlichung einer anderen Bedeutung zugeführt, so unter anderem zu Surgical Penis Klinik, System Planning Korporation und Sozialistisches Patienten Kollektiv. Bei den späteren Veröffentlichungen wurde dieses Verfahren aufgegeben und nur noch SPK als Bandname beibehalten. Das Projekt wurde 1979 in Sydney von Ne/H/iL, einem Patienten einer psychiatrischen Anstalt, und Graeme Revell, einem in der Einrichtung arbeitenden Betreuer, gegründet. Entsprechend war auch der Bereich psychischer Veränderungen in den ersten Jahren das zentrale Thema der Veröffentlichungen. ?Der Grundgedanke des Projektes ist es, die Bedeutung verschiedener psychopathologischer Zustände, insbesondere Schizophrenie, manisch-depressive Psychose, mentale Retardationen und Paranoia aufzuzeigen. S.P.K. versucht eine Stimme derer zu sein, die zu einem langsamen Verfall in den psychiatrischen Krankenhäusern verdammt sind, ohne sie zu einem Unterhaltungsprodukt zu machen. Unsere Veröffentlichungen sollen mentale Erfahrungen über den Vermittler Sound nachvollziehbar machen.?(11)

Die musikalischen Ausdrucksformen basierten entsprechend auf einer Verbindung von monotonen, elektronischen Rhythmen und Geräuschcollagen in die verzerrte Stimmen und Schreie eingespielt wurden. Nach mehreren Besetzungswechseln kam es in den achtziger Jahren zu einer Abkehr von der ursprünglichen inhaltlichen Ausrichtung und zu einem musikalischen Stilwechsel. Nachdem sich S.P.K. zeitweise dance-orientierten Stilelementen zuwandte, kam es zu einer Öffnung gegenüber musikalischen Einflüsse aus verschiedenen Kulturen und Epochen, die zu mystisch anmutenden Stücken verbunden wurden.

Die Bezeichnung Sozialistisches Patienten Kollektiv nahm Bezug auf die gleichnamige Organisation in der BRD, deren Mitglieder von der Erkenntnis ausgingen, dass psychische und psychosomatische Veränderungen bzw. Krankheiten in den zerstörenden Mechanismen des kapitalistischen Systems wurzeln. Das Ziel lautete dementsprechend nicht, wie zumeist in den bestehenden psychiatrischen Einrichtungen, die PatientInnen soweit zu heilen, dass sie wieder in den kapitalistischen Verwertungsprozess integriert werden können, sondern vielmehr die systembedingten Ursachen der Krankheiten aufzuzeigen und anzugreifen. ?Der Stein, den jemand in die Kommandozentralen des Kapitals wirft, und der Nierenstein, an dem ein anderer leidet, sind austauschbar. Schützen wir uns vor Nierensteinen!?(12)

Die Band S.P.K. griff diese Theorien zwar teilweise auf, ging in ihren Aktionen aber nie über einen theoretischen und musikalischen Rahmen hinaus. Die Freitode zweier Bandmitglieder, darunter des Gründungsmitglieds Ne/H/iL, zeigten, dass auch innerhalb der Band keineswegs ein Klima gegeben war, welches die Probleme psychischer Veränderungen auffing. Als Graeme Revell in einem Interview auf die Ursachen angesprochen wurde, antwortete er in einer Weise, die in ihrer äußerst zynischen Grundhaltung charakteristisch für viele Projekte der Industrial Culture war und wohl das skurrile Image der Band unterstreichen sollte: ?Ich kenne die Gründe nicht. Sie haben es mir nicht verraten. Und sie haben mir auch nichts in ihrem Testament vermacht, was ich wirklich ärgerlich finde.?(13)

ADOLF WÖLFLI UND DIE MUSIQUE BRUT

Der S.P.K.-Gründer Graeme Revell veröffentlichte 1986 eine Konzeptplatte mit Vertonungen von Kompositionen von Adolf Wölfli und knüpfte damit wieder an seine anfängliche Auseinandersetzung mit dem Bereich psychischer Veränderungen an, wenn auch nun von einem kunsthistorisch orientierten Ansatz ausgehend. Bis zu seinem Tod (1930) verbrachte Wölfli über die Hälfte seines Lebens in der ?Irrenanstalt? in Waldau bei Bern in der Schweiz. Der äußeren Freiheit beraubt, entwickelte er im Innern eine auf ihn selbst bezogene Welt voller eigentümlicher Menschen, Pflanzen und Maschinen mit spezifischen Gesetzmäßigkeiten. Diese dokumentierte er in einem äußerst umfangreichen Werk von Zeichnungen, Collagen, Kompositionen und Texten. ?Allebrah, du bist Musik. Allebrah, du bist Gott... Allebrah, nun ist Sommer. Allebrah, du bist krank. Ich heiße Hinterpommer. Drum sende ich den Schwank. Voll Wunden, Schmerz und Hiebe. Auf hartem Krankenbett ist Gott ja voller Triebe. Drum wird er heut nicht fett.?(14)

In vielen Zeichnungen von Wölfli lassen sich eingebunden in Ornamenten und Figuren Kompositionen in Form traditioneller sowie vielfach auch abgewandelter Musiknoten erkennen. In anderen Zeichnungen bediente sich Wölfli verschiedener Wortsilben und Symbole, die von ihm kreiert wurden, um einzelne Kompositionen darzustellen. In schriftlicher Form gab er dazu Anweisungen wie die Musikstücke im einzelnen aufzuführen seien. Ihm selbst standen als Instrumente nur einige selbstgebaute Papiertrompeten zur Verfügung, auf denen er teilweise mehrere Stunden ununterbrochen in seiner Zelle spielte.

Für das musikalische Werk Wölflis wurde der Begriff der Musique Brut geprägt. Er ist abgeleitet von der Theorie der Art Brut, die der französische Maler Jean Dubuffet um 1945 entwickelte. Dubuffet lehnte die gesellschaftlich anerkannten Kunstgattungen grundsätzlich ab und sah im Gegensatz zu diesen in den Gestaltungen von Kindern und psychisch Veränderten die eigentliche Kunst, da diese aus dem Innern heraus spontan, unreflektiert und weitgehend unmanipuliert entsteht. Dubuffet selbst veröffentlichte mehrere Aufnahmen improvisierter Musikstücke, die in den frühen sechziger Jahren in Zusammenarbeit mit dem dänischen Maler Asgar Jorn entstanden. Ohne besondere musikalische Fähigkeiten und ohne Kenntnisse über die Entwicklungen der musikalischen Avantgarde benutzten die beiden Künstler unterschiedlichste Instrumente, denen sie ?neue, bisher ungeahnte Töne entlocken? wollten. Die Ergebnisse zeichnete Dubuffet mit einem vergleichsweise einfachen Tonbandgerät auf. ?Man nennt eine Aufnahme gut, wenn die Töne klar und deutlich sind. Doch in der Alltagswelt unseres Ohres gibt es nicht nur diese Töne, sondern auch - und sogar in einem weit größerem Maße - sehr unreine, undeutliche und verwaschene Töne, die von weit herkommen und mehr oder weniger schlecht zu verstehen sind. Wenn man sich dafür entscheidet, sie zu ignorieren, dann führt das zu einer Schein-Kunst, die nur eine bestimmte Kategorie von Tönen zuläßt. Mein Ziel dagegen war eine Musik, die sich nicht auf eine Auswahl gründet, sondern die alle Töne einbezieht - und vor allem die Töne, die man fast unbewusst hört. (...)?(15)

Gerade an Adolf Wölfli wird deutlich wie sehr die Charakterisierung einer Person als Genie oder Wahnsinniger von der jeweiligen Gesellschaft und dem Herrschaftssytem abhängig ist. Während Wölfli selbst über die Hälfte seines Lebens von der Gesellschaft verstoßen in der Psychiatrie verbrachte, wurde er zweiundvierzig Jahre nach seinem Tod auf der Documenta, der weltweit bedeutendsten Ausstellung moderner Kunst, als ein Vorläufer der avantgardistischen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts gewürdigt und seine Zelle originalgetreu nachgebaut. Zudem widmeten mehrere KomponistInnen einzelne Stücke Wölfli oder vertonten wie Revell dessen musikalische Aufzeichnungen. Deutlich wird an der Person Wölflis aber auch, dass es neben den öffentlich anerkannten Kunst- und Musikstilen eine Vielzahl von Entwicklungen gibt, die auf ihre Weise mindestens ebenso bedeutend sind, aber nie einen größeren Bekanntheitsgrad erlangen, weil sie keine Möglichkeit haben ein interessiertes Publikum zu erreichen oder sich der Kulturindustrie mit ihren Verwertungsmechanismen entziehen.

RüCKSCHRITT UND ENTWICKLUNG

Auch wenn der Industrial Culture auf Grund ihrer kontroversen Stilmittel und Aussagen, sowie ihrer in vielfacher Hinsicht schweren Zugänglichkeit weitgehend eine angemessene Anerkennung als avantgardistische Strömung versagt blieb, so ist bis heute ihr Einfluß auf zahlreiche Projekte im Bereich der experimentellen Musik immens. Nur wenige Post-Industrial-MusikerInnen beabsichtigten allerdings bewusst im Sinne der ursprünglichen Zielsetzungen von Gruppen wie Throbbing Gristle abgestumpfte und unterdrückte Empfindungen aufzubrechen. Die Darstellung von Gewalt verkommt dabei oftmals zum Selbstzweck und wird zum extremen Ausdruck einer von Konkurrenz bestimmten Gesellschaft ohne sie in Frage zu stellen. Nicht zuletzt erklärt sich die augenfällige Dominanz von Männern in den Projekten wie auch in der Szene in diesem Zusammenhang auch aus dem sozialisationsbedingt unterschiedlichen Verhältnis zur Gewalt von Frauen und Männern.

Beispielhaft für einen völlig unreflektierten Umgang mit dem Stilmittel der Provokation sind die Veröffentlichungen und Konzerte der englischen Band Grey Wolves und ihrer Nebenprojekte. Die Gruppe greift blasphemisch christliche Themen auf, beschreibt individuellen Terror als Kunstform und setzt gezielt eine faschistische Symbolik ein. Unabhängig von der Frage, inwieweit dem tatsächlich eine faschistische Grundhaltung oder eine vorrangig am Ziel der Provokation ausgerichtete künstlerische Position zu Grunde liegt, entspricht eine derartige Praxis letztlich einer stumpfsinnigen Verhöhnung der Opfer des Faschismus, welche aber auch gleichzeitig reaktionäre Tendenzen innerhalb der Szene bestärkt.

Die gezielte Provikation der Industrial Culture verkam bei vielen Bands, die der ersten Generation folgten, zu einer zu einer Ästhetisierung des Schreckens. Oftmals ging es dabei nur um eine möglichst abstoßende und schockierende Wirkung, sowie in diesem Zusammenhang um eine Steigerung der eigenen Popularität. Für viele HörerInnen bildeten entsprechende Aufnahmen gleichzeitig einen Soundtrack für eigene regressive Bedürfnisse, ohne jedoch zu einer Auseinandersetzung mit diesen anzuregen. Letztlich in ihr Gegenteil gewendet wurde die Zielsetzung der ursprünglichen Industrial Culture hinsichtlich einer wirklichen Dekodierung manipulativer Erscheinungen auf dem Weg des Aufbruchs repressiver innerer und äußerer Strukturen.

w.sterneck@sterneck.net

Anmerkungen:
(1) Artaud, Antonin / Das Theater der Grausamkeit (Erstes Manifest). (1932). In: Artaud, Antonin / Das Theater und sein Double. (S. Fischer). Frankfurt am Main, 1969.
(2) Siehe (1).
(3) Vale, V. und Juno, Andrea (Hrsg.) / Industrial Culture Handbook. (Re/Search). San Francisco, 1990.
(4) Cosey Fanni Tutti zitiert in: Hartmann, Walter / Show me the bunker darling. In: Hartmann, Walter und Pott, Gregor (Hrsg.) / Rock Session 6 - Konsequenz und Rhythmik. (Rowohlt). Reinbeck, 1982.
(5) P-Orridge, Genesis / Die Verbreitung von Information. In: Maeck, Klaus und Hartmann, Walter (Hrsg.) / Decoder Handbuch. (Trikont Duisburg). Duisburg,1984.
(6) P-Orridge, Genesis / Der Einsturz des Kontrollsystems. In: Sterneck, Wolfgang (Hrsg.) / Cybertribe-Visionen. (KomistA / Nachtschatten). Hanau / Solothurn, 1999.
(7) Coum Transmission / Annihilating Reality. In: Bronson, A. A. und Gale, Peggy (Hrsg.) / Performance by artists. (Art Metropole). Toronto, 1979.
(8) Aussage von Otto Mühl in einem TV-Interview; ca. 1972.
(9) Throbbing Gristle / Slug Bait. Auf der LP: ?The second annual report of Throbbing Gristle? (Industrial). 1976.
(10) Thee Temple Ov Psychick Youth / Der Temple. In: Sterneck, Wolfgang (Hrsg.) / Cybertribe-Visionen. (KomistA / Nachtschatten). Hanau, 1996.
(11) S.P.K. / Dokument One. (Flugblatt). London, 1981.
(12) Sozialistisches Patienten Kollektiv / Aus der Krankheit eine Waffe machen. (Trikont). München, 1972.
(13) Aus einem Interview mit Operator in: Chainsaw Magazine Nr. 11. London, 1981.
(14) Adolf Wölfli zitiert auf der LP: Verschiedene / Necropolis, Amphibians and Reptiles - IV Interpretations of music by Adolf Wölfli. (Musique Brut). 1986.
(15) Dubuffet, Jean / Musikalische Erfahrungen. (1961). In: Block, Ursula und Glasmeier, Michael (Hrsg.) / Broken Music - Artists? Recordwork. (DAAD & Gelbe Musik). Berlin, 1989

(Sterneck.net)


Was verstehst Du denn unter "Innovation"? Die Merkel benutzt den Begriff ja auch gern, um ein besseres Deutschland zu zaubern.

Wenn man so will die ganzen Typischen Industrial Klischees das trifft aber wohl 99% der Industrialgruppen zu.Ihr Sound hat sich wohl auch nicht wirklich in den Letzten 20 Jahren sonderlich verändert.Vergleiche sie mal eben mit der Bandbreite von Throbbing Gristle oder SPK MB etc


Klischees? Um was für Klischees geht es jetzt denn genau? Und wieso kann man die von Dir aufgezählten Projekte unter einen Hut stecken? Was sind sonderliche Veränderungen? Was ist mit den Strategien, u.a. TG Singles mit Krach-Seite und Pop-Seite? B**d Rice`s "Pagan Muzak" - jeder kann Musik machen? Wieso differenzierst Du nicht zwischen den verschiedenen Herden der "europäischen Industrial Culture" - Italien, England, Holland, Belgien, Frankreich? Wozu Industrial & Post Industrial, wenns Deiner Meinung nach alles dasselbe ist?

" Nein es ist nicht alles Geschmacksache,sondern Bildungsache"
Ich hab das jetzt einfach mal so aufgefasst das Du den Höhrern von ACOH mangelnde Bildung oder Ahnung unterstellst


Jein.


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Beitragvon weinsi » 25.06.2006 (0:24)

Mann machst Du hier ein Fass auf :shock: :lol:
Hmm erst mal Danke für den artikel habe das Buch leider nicht ,sehr Interesant...
Also das mit der innovation bei Whitehouse bezog sich auf ihren Sound oder musik und da bleib ich bei meiner These die hat sich seit 20 Jahren nicht wirklich verändert mag sein das das Strategie ist
Aber um bei dem Beispiel zu bleiben war die Spannbreite der musik bei TG oder SPK um vieles größer und daher eben und ich spreche hier jetzt nur von der musik für mich zumindestens weitaus Interesanter über den rest schlaf ich erst mal ne runde und geb Dir morgen Bescheid
Gute Nacht :wink:
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Beitragvon eSpunkt » 25.06.2006 (3:24)

weinsi hat geschrieben:Also das mit der innovation bei Whitehouse bezog sich auf ihren Sound oder musik und da bleib ich bei meiner These die hat sich seit 20 Jahren nicht wirklich verändert mag sein das das Strategie ist
Aber um bei dem Beispiel zu bleiben war die Spannbreite der musik bei TG oder SPK um vieles größer


in sachen textlicher raffinesse und musik haben whitehouse IMHO im laufe ihrer existenz eine ziemlich große entwicklung durchgemacht: in bezug auf die texte vergleiche man doch bloss einmal die frühen - im wesentlichen auf slogans reduzierten texte - mit den aktuellen lycris, die einen kompexitätsgrad erreicht haben, von denen die meisten anderen projekte nur träumen können.

musikalisch haben sich whitehouse innerhalb ihrer schublade ebenfalls weiterentwickelt. der ursprüngliche sound war meiner meinung nach immer etwas dünn. die letzten alben können aber mit einem lärmgewitter aufwahrten, dass nicht mit den frühwerken zu vergleichen ist.

last but not least - die themenauswahl: WKII und serienmörder sind doch mittlerweile ziemlich raus bei denen resp. hat WKII ja eh nur eine vergleichsweise kurzzeitige rolle gespielt.

bezüglich der musikalischen spannbreite von SPK könnten böse zungen nun noch einwenden, dass die spätwerke weniger von musikalischer spannbreite sondern von versuchter anbindung an den mainstream zeugen :-) damit wir uns nicht missverständen: ich mag metal dance - großartiger diskosong, aber eben auch nur genau das.

eS.
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Beitragvon white room » 25.06.2006 (11:36)

Musik ist Geschmackssache, und von daher kann man auch drüber diskutieren. Es ist beeindruckend, wie Du (also Pro-Sexist gemeint...) Dich für sämtliche Hintergründe einer Szene, einer Band und ein jeden Tracks interessierst, und auch davon abhängig machst, was "überflüssig" ist, und was nicht.

Ich meine, "unsere" Musik ist eine Kunstform. Ich denke grundsätzlich NICHT, dass es sich bei Industrial um Unterhaltungsmusik handelt, sondern um einen Kunststil - wie in der restlichen Kunst. Und wie auch dort gibt es z.B. in der Malerei die Leute, die wohnzimmertaugliche Bildchen malen, hunderttausendfach das Gleiche (oder ähnliche), aber auch die paar Abstrakten, die erschrenkende, düstere Bilder malen, die sich kaum einer übers Bett hängen würden. Das gilt auch für die bildende Kunst - z. B. wieviel halten Kunstwerke von Beuys für "überflüssig"? Andere, wenn auch die Minderheit - finden genau seine bizarren Kunstwerke für genial.
Ich halte etwas für überflüssig, wenns absolut niemand interessiert. Wenn eine Band ein paar hundert Platten verkauft, kanns nicht überflüssig sein. Und von daher solltest Du das auch nicht von Deinem eigenen Standpunkt aus verpflichtend machen. Du hast vollkommen recht, wenn Du sagst, dass die Preispolitik von ACOH Banane ist, aber das sollten die Fans von ACOH strafend machen - und die Platte dann nicht kaufen, bzw. sich untereinander auf CD pressen. Das nennt sich dann Boykott - und finde ich in einem solchen Fall legitim.
Was die musikalische Entwicklung angeht, hast Du ebenfalls recht; mir gefällt zwar ACOH auch recht gut, aber wenn ich die vielen Veröffentlichungen mir so ansehe, kann ich wirklich alle guten und innovativen Tracks auf eine CD pressen. Der "Ausschuss" ist relativ hoch.
Die musikalische Entwicklung selber sollte aber schon dem Künstler überlassen werden, und der Konsument soll an der Musik auch seinen Gefallen finden, den er für sich bevorzugt. Und da möchte ich Dir doch wieder etwas wiedersprechen. Es muss bzw. soll doch nicht unbedingt notwendig sein, welchen Hintergrund ein Werk oder eine Band hat, sondern man soll doch die Musik auch einfach "nur" mögen, die da aus dem Lautsprecher kommt. Wenn Du persönlich nur Musik akzeptierst, die genug Hintergründe vorweisen kann, und Du Musik nur akzeptierst, wenn Du als Hörer auch in Bücher genug über die Band nachlesen kannst, dann bewundere ich Deine tiefschürfende Interesse für diese Kunst. Aber lass doch den einfacheren Konsumenten, der die Musik in erster Linie nur geniessen will das so tun - und bezeichne diesen nicht oberflächlich. Man kann an Kunst auch nur Gefallen finden - auch an extremer Kunst. Oder etwa nicht?
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