Ich bin mir bewußt, daß das Thema viele nicht mehr hören können, aber das hätte ja auch indirekt etwas mit Ignoranz zu tun. Vornweg vielleicht ein Interview von Interesse, zumindest mir war es neu:
http://www.fortunecity.de/kraftwerk/lai ... 428/jk.htm
Aber nun zum eigentlichen Text:
In letzter Zeit habe ich großes Gefallen an Turbund Sturmwerk gefunden und mich daher zwangsläufig mit dem Dauerthema "Neue Rechte" in der Szene beschäftigt.
Ist noch niemandem aufgefallen, daß die Provokation für alles herhalten muß? Im Normalfall - im Notfall ohnehin - ist Provokation die passende Antwort auf alles. Auf Symbole, auf Texte, auf Interviews, auf Kritik, auf Aussagen, auf Beziehungen, auf Namen und alles, was ich jetzt vergessen habe aufzuzählen. Kommt das niemanden nicht auch nur ein wenig komisch vor?
Da stehen zahlreiche Zeitschriften, Verläger, Autoren, Künstler, Musiker und Produzenten miteinander in Verbindung, teilweise regelrecht in einem Netzwerk. Aber ein solches Netzwerk ist sicherlich nur Provokation? Rechtsorientierte Publikationen werden gegenseitig zitiert, Interviews in inzwischen in Deutschland verbotenen rechtsextremistischten Zeitschriften wie Blood & Honour gegeben.
Das entsprechende Leute mit Evola, Rosenberg und Co sympatisieren, ist kein Geheimnis und wird von ihnen selbst oft genug ausgesprochen. Das generell und überwiegend nur solche Leute - weitere wären Riefenstahl oder Thorak - in der Liste der sogar geehrten Personen auftauchen, ist auch noch niemandem aufgefallen? Das Interessen an den auch in der rechten Szene bevorzugten Personen, Ausarbeitungen, Büchern und Arbeiten abseits der Musik dient vermutlich ebenfalls lediglich der Provokation?
Das jahrelang aufrechterhaltene Zweideutigkeit und jahrelang anhaltende, immer selbe Provokation keinem kulturellen und intellektuellen Anspruch gerecht wird, welchen manche Gruppen doch angeblich zum Zweck haben, ist auch nicht ein wenig komisch? Das die Bands und Leute teilweise gegen Kritiken vorgehen - Klumb auch gerichtlich -, die sie angeblich doch absichtlich provozieren, paßt da ebenfalls nicht ins Bild.
Dann wäre da häufig noch das Argument, daß in diesem oder jenem Lied ein kleines Detail nicht hineinpassen würde, weshalb das alles ja nur reine Provokation sei. Da stellt sich mir die Frage, warum ausgerechnet ein Detail dutzende anderer Anspielungen und Symboliken quasi aufwiegen soll. Das Verhältnis dient da keineswegs, um offene Fragen aus dem Weg zu räumen. Auf den Gedanken, daß solche Details auch gezielt eingesetzt werden, um keine klaren Aussagen zu schaffen und notfalls als Argument gegen Kritiken, daß eine Band rechts sei, dienlich sein könnten, kommt niemand? Nein warum auch, dann müßte man sich notfalls selbst rechte Tendenzen einer Gruppe eingestehen.
Ich frage mich ganz ehrlich, wie ignorant man sein muß, diverse Dinge aus seiner Wahrnehmung auszublenden oder nicht wahrhaben zu wollen. Da mir die Musik von Turbund Sturmwerk gefällt und ich generell Runen und selbst diverse Symbolik aus dem Dritten Reich aus ästhetischen Gründen äußerst ansprechend finde, bin ich niemand, der die üblichen Kritiken bestärken wollte. Im Gegenteil wollte ich versuchen, sie zu entkräftigen, da viele Artikel und Beiträge dazu eine ganz besondere Qualitäten aufweisen, was das Verzapfen von Schwachsinn anbelangt. Auch wenn ich mir aus Wunsch durchaus zugestehen muß, gewisse Punkte ebenfalls als "weniger wichtig" oder "anders interpretierbar" abzutun, da ich nicht Musik von "Neuen Rechten" hören möchte/kann, so ist die Gesamtheit für mich doch eher schockierend. Bzw. ist schockierend, wie damit umgegangen wird - eben größtenteils mit Ignoranz oder einer entsprechenden "Ist-mir-egal-Haltung".
Auch wenn es Stellen gibt, wo ich persönlich denke, daß das nicht in ein rechtes Bild paßt, so gibt es noch viel mehr Stellen, die passen. Trotz aller Uneindeutigkeit ist das Provokationsargument viel zu einseitig, viel zu einfach und viel zu oft genutzt, um eine solche Thematik allein beenden zu können. Dazu bedarf es mehr und davon findet man nur wenig.
Das soll jetzt keine Unterstellung jeweiliger Bands sein und rechts ist auch nicht gleich rechts und rechte (physikalische) Gewalt spielte bisher auch keine Rolle. Aber nachdem, was ich hier auch im Forum gelesen habe, machen es sich einige vielleicht ein wenig zu einfach?
Bezüglich Turbund würde mich weitere Informationen interessieren. Vielleicht hat ja jemand interessante Interviews von ähnlicher Ausführlichkeit wie das obige von Klumb. Je mehr Informationen aus unterschiedlichen Quellen, desto besser. Ich habe zwar etliches gelesen, aber speziell über Turbund findet man nicht viel, vielleicht auch, weil es keine Liveauftritte von denen gibt.
So, jetzt gehe ich schlafen. Gute Nacht. *g*
PS: Unabhängig von der individuellen Interpretition wird auch die entsprechende rechte Szene von manchen Bands angesprochen, ob gewollt oder nicht. Von Neutralität läßt sich diesbezüglich nur sehr schwer sprechen und sollte auch deswegen ein Thema sein. Es wären viel mehr klare Statements von den Bands wünschenswert.